Vom Regen in die Sonne: Texas

Zwei Jahre konnte Texas an ihrem Erstling feilen und landeten mit dem rockigen «I don't want a a lover» einen Nummer 1 Hit. 1991, zwei Jahre später, folgte «Mothers Heaven», das nicht mehr so rauh, ja fast melancholisch daherkam. Das gab der schottischen Gruppe den Blues: sie konnten die hohen Erwartungen nicht mehr erfüllen. «Ricks Road», vor vier Jahren erschienen, enthält zwar ein paar wunderbare melodiöse (Blues-)Balladen: Beautiful angel, So in love with you. Dennoch war die LP nur mässig erfolgreich.

Mit Soul statt Blues feiert die schottische Band in diesem Jahr ein starkes Comeback: »White on blonde» kommt süffiger, beschwingter und zeitgemässer daher. «Say what you want», die aktuelle Albumauskopplung stürmte acht Jahre nach dem Lover-Hit die Hitparaden. Der kommerzielle Erfolg kommt also wieder in Schwung und auch die musikalische Leidenschaft: «Als wir merkten, dass beinahe Country-Musik herauskommt, wenn wir so locker und routiniert spielen, beschlossen wir, uns neu zu erfinden,» erzählt Gitarrist Ally McErlaine.

Nun, Texas ist immer noch Texas. Auch wenn der Sound leichter daherkommt, die Songs sind immer noch komplex filigran arrangiert, Sharleen Spiteris Stimme immer noch wunder- und geheimnisvoll bluesig. Das gefiel auch dem Publikum, das zunächst eher vereinzelt dem Regen trotzte und dann, eine halbe Stunde später, im grossartigen Kollektiv unter der Sonne im Schlamm tanzte und jubelte.

Auch am späten Sonntagnachmittag bewies das Open-Air Publikum noch Geschmack. Gross war das Unverständnis und laut die Pfiffe, als die Band nach nur einer Stunde, in der sie alte wie neue Songs und eine wunderbare Homage an Marvin Gaye spielten, unter gleissender Sonne abtrat. Der Zeitplan will bzw. soll eingehalten werden.

Viele sind der Ansicht sind, Texas habe sich erst wieder mit dem aktuellen Album in höhere Gefilde gespielt. «Say what you want», ich bin der Meinung, die Glasgower waren nie schlecht: sie werden einfach immer nur noch besser, besser und besser.

Für Biwidus: Rebecca Buchmüller

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